Du hast schon einen Walk bei uns angemeldet und willst dich jetzt konkret vorbereiten? Wir haben da noch ein paar Tipps für dich:
Viele dieser Hinweise haben wir von unseren SpazierfreundInnen aus Wien übernommen.
1. Gespräche im Gehen
Jane’s Walks sind keine Touristenführung, sondern vielmehr ein Gespräch im Gehen über Stadtteile und darüber, wie Menschen in Städten leben. Stelle interessante Informationen bereit und ermutige Andere, ihre Meinungen und Geschichten zu erzählen. Nutze deine Umgebung für Illustrationen und Inspirationen.
Gemeinsam mit jemand anderem einen Spaziergang durchzuführen ist oftmals eine gute Idee und verringert die Anstrengungen. Eine freundliche, angenehme Atmosphäre ist wichtig. Wenn nicht zu viele Leute am Spaziergang teilnehmen, können sich die Leute gegenseitig vorstellen. Betone die Wichtigkeit, dass die anderen Menschen nah bei dir stehen während du sprichst und die Gehwege nicht anderen FußgängerInnen verstellen. Stelle sicher, dass man dich gut hören kann.
2. Plane deine Route
Nimm dir eine Karte der Nachbarschaft, in der du einen Spaziergang durchführen willst. Überlege dir Geschichten, Orte und Menschen, über die du sprechen willst und entwerfe daraus deinen Jane’s Walk. Du brauchst nicht mehr als vielleicht sechs bis zehn Zwischenstopps auf einer eineinhalbstündigen Tour.
Ein paar Fragen als Anregung zum Brainstormen zu deiner Route und ihren Highlights: Welche wichtige Treffpunkte gibt es in deinem Stadtteil? Auf welche Orte bist du besonders stolz? Wo gibt es wichtigen Grünraum? Welche interessanten Abkürzungen nimmst du in deinem Quartier? Sind Geschäfte, Lokale und andere Einrichtungen gut erreichbar? Haben irgendwelche Gebäude ungewöhnliche Merkmale? Gibt es wichtige historische Orte in deiner Nachbarschaft? Wo fühlst du dich am wohlsten? Wo fühlst du dich nicht sicher? Welche Plätze magst du gar nicht? Gibt es wichtige Fragen oder Themen, über die Menschen sprechen sollten?
3. Gehe in die Tiefe statt in die Breite
Die Spaziergänge an sich fördern und untersuchen die Fußgängerfreundlichkeit und das Potenzial von Städten und Stadtteilen. Du musst dich daher nicht damit und dem Großen Ganzen beschäftigen, sondern konzentrierst dich am besten auf Details und Geschichten. Auf diese Weise kannst du etwas Neues über einen Stadtteil erkunden, den die Menschen kennen oder besser kennenlernen möchten. Es ist keine Tourismusaktion, stattdessen geht es um Geschichten und Inhalte für hier lebende Menschen, die tiefer in ihren Stadtteil eindringen wollen. Frage sie wo sie leben und worüber sie in ihrer Nachbarschaft neugierig sind.
Überlege, einige Bewohnerinnen oder lokale Geschäfte in die Route miteinzubeziehen. Sprecht mit einem Kneipenbetreiber, der die Charaktere, Stammgäste, Verhaltensmuster und Rhythmen einer Straße kennt (Jane Jacobs Idee des “Sidewalk Ballet”). Du kannst ein Geschäft betreten, einen alten Nachbarn mit interessanten Geschichten vorstellen oder sogar eine Lokalpolitikerin und ihre Sicht auf den Stadtteil treffen.
Versuche eine Balance zwischen Bewegung und Gespräch zu finden. Es ist schwieriger, zwei Stunden lang am Gehsteig zu stehen anstatt darauf zu gehen. Einige Menschen werden deinen Spaziergang auch verlassen weil sie eine Pause brauchen oder woanders hingehen müssen – sei nicht beleidigt! 😉
4. Der Spaß soll nicht zu kurz kommen
Requisiten und kleine Einlagen können einem Spaziergang einen neuartigen und kreativen Touch geben. Bitte die TeilnehmerInnen deines Spaziergangs, einen Artikel eines lokalen Autors oder einen Zeitungsausschnitt des Tages zu lesen. Manche Organisatoren haben sogar kleine Theatereinlagen oder Menschen in Kostümen in ihre Spaziergänge eingebaut. Alte Fotos oder ausgedruckte Materialien (oft einfach online zu finden) sind immer gern gesehen!
Versuche, deinen Spaziergang bei einem Café oder Pub zu beginnen und zu beenden, sodass die TeilnehmerInnen sich vernetzen und anschließend dort ihre Konversationen fortführen können. Frage die Spazierenden, ob sie schon an diesen Orten waren, wie sie sich hier fühlen, was sie gesehen und getan haben, etc. – persönliche Anekdoten werden gern gehört und du wirst überrascht sein wie viele Menschen faszinierende Geschichten zu erzählen haben. Abkürzungen und versteckte Details sind immer beliebt. Diese erzeugen ein Gefühl des Sich-daheim-Fühlens, des Wissens über Insider Routen, versteckte Einblicke und Hinterhöfe.
5. Lerne Jane Jacobs kennen
Du musst Jane Jacobs Werk nicht kennen, um einen Spaziergang durchzuführen, aber wir haben einige Informationen über sie und Jane’s Walk hier samt Links zu anderen Onlineresourcen zusammengestellt. Heute sind viele ihrer Ideen Allgemeinwissen. In Büchern wie ihrem Hauptwerk “The Death and Life of Great American Cities” (1961) hat sie die Interessen von BewohnerInnen und SpaziergängerInnen über eine auto-zentrierten Stadtplanung gestellt und sich für die Sanierung von alten Gebäuden statt des Abrisses und Neubaus eingesetzt. Sie hat damit ihr Verlangen nach einer Verdichtung der Stadt gegenüber der endlosen Suburbanisierung ausgedrückt.
Wir ermutigen dich, mehr über Jane Jacobs und ihre Ideen zu erfahren und sie in deine Spaziergänge einzubringen: Nimm eines ihrer Bücher mit, lass Menschen daraus vorlesen, beobachtet ein “Sidewalk Ballet”, diskutiert Nutzungsmischung in eurem lokalen Kontext, usw.
6. Übe das laute Sprechen oder verwende ein Mikrofon
Wir empfehlen, ein Mikrofon irgendwo auszuleihen oder zu kaufen, gerade für Gruppen von mehr als 20 Menschen. Wenn du kein Mikrofon hast, denke daran, die Menschen beim Sprechen anzusehen und abseits vom Straßenlärm nahe beieinander zu stehen.
Stufen bieten sich als „kleines Amphitheater“ an. Du kannst auch auf eine kleine Erhebung steigen, um die Gruppe zu überblicken. Jedenfalls ist gerade in der Nähe von vielbefahrenen Straßen lautes Sprechen notwendig. Sei nicht zurückhaltend – du bist die Gastgeberin bzw. der Gastgeber und je mehr du redest, desto besser!